top of page

Der Harmattan

Wer in Erdkunde gut aufgepasst hat, weiß von den Passaten, die nördlich und südlich des Äquators wehen. Den Nordostpassat, den wir hier in Ghana jeden Winter zu spüren bekommen(ja, Ghana liegt noch auf der Nordhalbkugel), nennt man hier „Harmattan“. Im Oktober begann es ganz schleichend, der Regen setzte immer Mal wieder für eine Zeit aus und pünktlich am 1. Dezember stoppte er komplett und die Landschaft trocknete immer weiter aus. Ohne das kühlende Nass wurde es außerdem immer heißer. Ich habe leider mein Thermometer zerstört, aber mein Gastvater sagt, es werden in der Trockenzeit bis zu 45° Celsius heiß und so fühlt es sich auch an. Trotzdem ist mir diese Jahreszeit die liebste, denn obwohl es so unglaublich heiß wird, ist die Luft so trocken, dass man weniger schwitzt. Man bekommt auch nicht so schnell einen Sonnenbrand, weil die Luft sehr staubig ist. Schließlich wird sie nicht mehr vom Regen gesäubert und der Saharasand verbreitet sich durch den Wind immer stärker. Dazu kommt, dass in dieser Zeit die Farmer anfangen, große Flächen zu verbrennen, das „bushburning“, deren Ruß sich manchmal sichtlich wie eine Glocke über die Dörfer legt. Auch wenn man in den Himmel sieht, nimmt man tatsächlich eine gräuliche Färbung wahr und in den letzten Monaten konnte man sogar die Sterne nicht mehr klar sehen. Außerdem wäre da noch der immer wehende Wind, der einem die Dusche echt versauen kann, weil es schrecklich kalt wird, wenn man mit nassem Körper draußen in der Duschecke steht. Da lob ich mir unsere Innendusche, wo der Wind nicht hinkommt. Aber es gibt auch viel gutes, so konnte man in dieser Zeit draußen schlafen, ohne Angst vor Moskitos zu haben. Das kann man im Süden nicht so einfach, aber weil die Northern Region noch näher an der Sahara liegt und weiter weg vom Meer, wird es sehr trocken und die Moskitos finden kaum noch Brutplätze (nennt man das so bei Moskitos?). Das Moskitonetz kann also eingepackt werden und endlich kommt der Wind des Ventilators, der sonst immer vom Netz abgehalten wurde, bis an meinen Körper. Für mich einfach eine sehr angenehme Zeit. Doch jetzt kommt ganz langsam der Regen zurück. Wenn auch in sehr unregelmäßigen Abständen, aber wenn es regnet, dann so richtig. Da gibt es keinen Fizzelregen. Nein, wenn es regnet, gießt es wie aus Eimern und das kann Stunden anhalten, sodass unsere Straßen weggespült werden und Eisengestelle unter dem Gewicht der gefüllten Wassertanks zusammenbrechen. Da gab es schon einige Abende, an denen die Jungs noch einem mit einer Schaufel einen Graben ausheben mussten, damit das Haus nicht unterspült wird. Bedeutet aber auch: Moskitos ohne Ende und meine Beine sehen wieder aus wie ein Mienenfeld, weil ich mit Mückenstichen übersäht bin, die meistens schnell aufgekratzt sind. Ich bin mir sicher, dass diese Mückenstiche viel mehr jucken, als die deutschen, aber das einzige was dagegen hilft (wenn man schon nicht genug Willenskraft hat, auf das Kratzen zu verzichten), sind lange Hosen, am besten aus Jeans. Das bedeutet aber, dass meine Schweißproduktion extrem in die Höhe schießt, wenn jetzt das Wetter feuchter ist UND ich lange, dicke Hosen trage. Riesenkonflikt also.. Aber was macht man nicht alles, um schöne Beine zu haben. Ein weiterer Nachteil ist, wenn wir draußen rumlaufen, um zur Arbeit zu gehen, zum Printingshop oder auch nur zum Müll sammeln, sieht man mittags direkt rote Stellen auf den Schultern, weil die Luft mit einem Mal die Sonne wieder ungebremst auf unsere Haut knallen lässt. Riesenvorteil aber: Der Sonnenbrand ist am nächsten Tag braun. Vorteile hin, Nachteile her, irgendwie haben beide Jahreszeiten ihren Reiz und absolut keine Lust habe ich eigentlich nur auf das deutsche Ekelwetter, dass sich im August hoffentlich zusammenreißt, damit ich nicht zu sehr frieren muss, wenn ich wieder in den Norden komme.

Ein der bedrohlichen Regenfronten

RECENT POSTS:
SEARCH BY TAGS:
bottom of page