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Das erste Mal im Nationalpark

Ich muss mich wohl entschuldigen. Ich habe in letzter Zeit sehr viel erlebt und hatte oft nicht die Zeit oder Lust alles schriftlich festzuhalten. Also jetzt eine Zusammenfassung.

Das Lustige ist, dass ich kurz nach meinem letzten Beitrag mit unserem Ansprechpartner in Deutschland telefoniert habe und ihm von meinem Blog und dem Anspruch möglichst immer aktuell zu sein erzählte. Bis dahin hatte das ja auch gut funktioniert, was danach mit mir los war, weiß ich auch nicht. Ich habe es Mitte November endlich geschafft, den Mole Nationalpark zu besuchen. Nach mehr als drei Monaten war das auch langsam überfällig. Wir waren zwar nur kurz da, weil wir nachmittags schon den nächsten Termin mit den Verantworlichen des Kids Clubs hatten, aber allein die Aussicht vom Pool (ja wir waren endlich auch schwimmen) war atemberaubend und wir hatten sogar das Glück einen Elefanten am Wasserloch zu beobachten. Bis auf einen Warzenschweinangriff blieb es ein ruhiger

Besuch. Der Nationalpark wimmelt nämlich von Warzenschweinen, unser Begleiter Salim nannte sie die "Hunde von Mole", und das verlangte nach Fotos. Mit der Handykamera vor der Nase lief ich durch eine Gasse, als mir ein Warzenschwein entgegenschlenderte. Um ein möglichst gutes Foto zu bekommen, schnalzte ich etwas mit der Zunge und lockte das wenig schöne Tier heran. Es wurde tatsächlich auf mich aufmerksam, doch begann plötzlich mit den Hufen zu scharren und auf mich zuzurennen. Einen kleinen Schrei konnte ich nicht

unterdrücken, aber durch einen gekonnten Sprung zur Seite konnte ich mich in letzter Sekunde retten. Für das Foto hat es sich aber gelohnt, finde ich.

Danach wurde es erstmal ruhig, denn Felix ging Anfang Dezember auf Reise durch Ghana und ich hatte mich um den Kids Club zu kümmern. Am Freitag, den 11. Dezember ging auch für mich die Reise los. Felix war in Kumasi und als ich ankam, waren endlich alle vier Freiwilligen vereint und das feierten wir auch entsprechend bei dem ein oder anderen Bier. Felix reiste Sonntag zurück nach Damongo, doch ich blieb zunächst in Nerebehi bei Ramona. Nerebehi ist ein Vorort von Kumasi und sehr ländlich. Ramona arbeitet dort in einer Junior High School als Lehrerin und ich habe sie die Woche über begleitet, bis es donnerstags Zeugnisse gab. Zu der Schule selbst muss ich sagen, dass sie einem Rohbau gleicht. Hätte ich sie nicht näher kennengelernt, hätte ich im bloßen Vorbeigehen nie gedacht, dass in diesem Gebäude bereits unterrichtet wird. Weder Türen, noch Fenster, noch Zimmerdecken sind vorhanden. Keine Farbe an den Wänden. Lediglich Tische, an denen Stühle schon befestigt sind, und eine Platte an der Wand, die mit Kohle eingerieben die Grundlage für die weiße Kreide darstellt. Da in der letzten Woche vor den Ferien nicht mehr unterrichtet wurde, war Ramona und meine Aufgabe in der Schule, die Noten für "Social Studies" zusammenzurechnen und Ranglisten zu erstellen. Etwas befremdlich für uns, auf den Zeugnissen zu lesen, welchen Platz ein Schüler in der Klasse belegt hat. Die Schüler waren also eigentlich ohne Sinn zur Schule gekommen, aber genossen es sichtlich im Schatten der Bäume Musik zu machen und zu tanzen oder einfach rumzusitzen, denn zu Hause hätte vermutlich Hausarbeit gewartet. Nachmittags gingen war dann z.B. shoppen. Das heißt, wir schauten uns die Straßenstände an und stöberten nach Kleidung, die aussieht als würde sie passen. Wir waren nicht mal erfolglos. Ich habe drei Hosen und ein Kleid für umgerechnet insgesamt 7€ ersteigert. Zwar passen zwei Hosen nicht und die dritte ist enger als gedacht (habe vermutlich schon mehr zugelegt, als ich dachte), aber das Kleid ist super, also ist es okay. Donnerstags direkt nach Schulschluss machten Ramona und ich uns auf den Weg zu Louisa, die in Asawasi, einem Stadtteil in der Innenstadt Kumasis, lebt. Bis Dienstag blieben wir dort und unternahmen eine Menge coole Sachen. Zuerst lernte ich ihren Priester, Father Anthony (kurz: Tony), kennen, der wirklich gut drauf ist und immer für einen Spaß zu haben. Am ersten Abend fuhr er mit uns zum Rattray-Park, der für seine tanzenden Fontänen bekannt ist. Leider waren wir zu spät, die Fontänen waren schon abgestellt,

also fuhr er mit uns in das teuerste Hotel Kumasis und wir setzten uns in das Restaurant, um die "Kellner etwas zu ärgern". Er bestellte zum Beispiel Hubertustropfen, was hier niemand kennt und im Endeffekt Pommes, damit wir nicht rausgeschmissen werden. Dort kam auch das erste Mal dieses Jahr wirklich Weihnachtsstimmung auf, denn das ganze Gebäude war mit Lichterketten beleuchtet und in der Eingangshalle stand ein Weihnachtsmann mit -baum. Da konnten wir es uns nicht nehmen lassen, ein paar Fotos zu machen. In den folgenden Tagen quetschten wir uns durch den Central Market, schlendert durch das Culture Centre oder versuchten noch zwei weitere Male die Fontänen zu sehen (ohne Erfolg, aber die kleinen Minifontänen waren auch schön anzusehen).

Mein Highlight war aber der Samstag. An diesem Tag fuhren wir zum Lake Bosomtwe, südöstlich von Kumasi und ließen unsere weiße Haut endlich mal etwas in der Sonne schmoren. Der See ist einfach ein Paradies, das aber leider, trotz 15 Cedi (~ 4€) Eintritt, vom Müll fast verschluckt wird. Wirklich schade, aber nach einer kleinen Wanderung durch die Palmen am Ufer entlang, fanden wir eine kleine Fischerbucht, die kaum

verschmutzt war und einen tollen Blick auf den See bot. Dort ließ sich der Tag genießen und als wäre das noch nicht genug, zauberten wir uns nach unserer Rückkehr nach Asawasi unser eigenes kleines Weihnachtsbuffet. Wir versuchten uns an Schokofondue, aßen deutschen Christstollen, tranken selbstgemachten Glühwein und hatten sogar einen kleinen Adventskranz, den ich von meinem Patenkind geschickt bekommen habe. Als ich Dienstag in den Bus zurück nach Damongo stieg, war ich auf der einen Seite froh, bald wieder zu Hause zu sein, auf der anderen Seite traurig, denn so viel gelacht wie in diesen anderthalb Wochen hab ich lange nicht mehr. Was die Traurigkeit aber nahezu verschwinden lässt, ist die Aussicht, dass Ramona und Louisa schon Sonntag zu uns hoch nach Damongo kommen und zusammen mit uns Silvester feiern. I

hr dürft also gespannt bleiben, was in den nächsten Wochen so passiert. Ich werde mich Mitte Januar wieder melden und euch eine Zusammenfassung geben, vorher wird wohl leider wenig Zeit sein. Jetzt bleibt mir nur noch euch allen eine wunderschöne Weihnacht im Kreise eurer Familie zu wünschen. Genießt die letzten Tage des Jahres und startet gut ins Jahr 2016, eure Svenja!

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