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Fatis Hochzeit

An diesem Wochenende hat meine Tante Fati geheiratet. Hochzeiten hier sind ganz anders, als in Deutschland und dazu kam, dass Fati Muslima ist, also doppelt anders, als meine christlich deutsche Vorstellung - das nur vorweg. Statt dem möglichst romantischen Heiratsantrag beginnt alles damit, dass sich nach meistens langjähriger Beziehung der Mann mit seinen Gefühlen seiner Mutter anvertraut und ihr von seiner Freundin erzählt. Die Mutter geht mit dieser Information zu ihrem Ehemann, der sich auf den Weg macht, die Eltern der Auserwählten zu treffen und ihnen von den Gefühlen seines Sohnes zu erzählen und herauszufinden, ob es Einwände gibt. Wer Einwände haben kann? Gefühlt jeder, denn sei es, dass einer der Brüder der Braut seinen zukünftigen Schwager nicht leiden kann, ein Cousin es auf die Braut abgesehen hat oder vielleicht sogar der Ehemann einer älteren Schwester (da gibt es allerding ebenfalls Vorschriften, wie viele Jahre die Schwestern mindestens auseinander sein müssen), dann haben alle diese Männer Vorrang und der willige Bräutigam kann seine Sachen packen. Ist das alles aber nicht der Fall, dann beginnen die Eltern zusammen die Hochzeit zu planen. Das Paar selbst hat scheinbar wenig zu tun in diesem Fall, außer einer Kleinigkeit, die der Bräutigam seinen Schwiegereltern als Geschenk zur Verlobung überreicht. Ich spreche da nicht von Blumen oder einem Urlaub, nein der Bräutigam bringt vier Kühe oder andere Nutztiere, deren Fleisch auf der Hochzeit zubereitet werden soll. Abgesehen von Tieren kann es aber auch alles andere sein, dass sich sinnvoll für den Brautschmaus nutzen lässt. Fatis Mann heißt Baba und um sein Geschenk zu bringen, war er vor zwei Wochen in Damongo und hat bei der Gelegenheit auch bei uns und vor allem bei Fati vorbeigeschaut. Das war ein süßer Moment, denn obwohl Fati vorher so getan hat, als kümmere es sie nicht, dass er kommt, war sie auf einmal sehr aufgeregt, als er vor ihr stand. Ihre Augen haben so schön geleuchtet. Der Umgang der beiden war aber etwas schüchtern dafür, dass die beiden schon fünf Jahre zusammen sind, aber vielleicht ist auch mit irgendeinem Ritus verbunden. Man heiratet hier übrigens aus Liebe, was wohl spätestens bei den leuchtenden Augen klargeworden sein müsste. Noch in der Elterngeneration der Jetztheiratenden wurde es vorherbestimmt, wer geheiratet wird, aber das hat sich glücklicherweise geändert und viele mit denen ich rede, wollen unbedingt eine Weiße oder einen Weißen, haben aber nicht die geringste Idee wie. Ein Freund von mir hat sogar von einem Mann erzählt, der gesagt hat: "Eine Weiße oder ich werde Priester" - er ist jetzt an der Priesterschule. Zurück zu Fati: Sie ist nach Babas Besuch für eine Woche nach Tatschma gefahren, wo er sein Haus hat und sie nun nach der Hochzeit auch lebt. Wieso weiß ich nicht genau, aber ich vermute sie wollte sich schonmal einen groben Überblick über ihr zukünftiges Leben verschaffen. Als sie zurückkam, war also unsere letzte gemeinsame Woche angebrochen, aber sie versicherte mir immer wieder, dass Felix und ich sie besuchen kommen werden, gerne auch für ein ganzes Wochenende, weil Tatschma in der Nähe von Kumasi liegt. Das sind etwa sechs Stunden Bus fahren. Fati hatte mir das Vorgehen der Hochzeit so erklärt, dass sie Freitag in einen Raum im Haus ihres Vaters gehen würde und dort bis Sonntag nicht mehr rauskäme - jeder könne sie besuchen kommen, aber sie darf nicht raus. Außerdem werde Baba nicht da sein, sondern in Tatschma bleiben und warten, bis seine Onkel und Brüder Fati am Sonntag abholen und zu ihm bringen. Außerdem sei überall Musik und alle würden tanzen und es werden viele Menschen kommen. Donnerstag wäre also der letzte Abend, an wir allein mit ihr und der Familie ein Bier genießen konnten, das Felix und ich gern ausgaben. So richtig in Abschiedsstimmung war aber niemand, außer mir. Vermutlich weil sich unsere Familie sowieso über das ganze Land erstreckt, man kann in jede Stadt fahren und hat mindestens einen Verwandten, der dort lebt, und man deshalb nicht traurig ist bei Abschieden - es ist einfach normal.

Ich kam am Freitag morgen in der Erwartung aus meinem Zimmer, Fati nicht mehr zu sehen, aber sie saß munter an einem Herd. Der Morgen war so normal, wie jeder andere. Erst als wir abends von der Arbeit wiederkamen, war ich mehr als überrascht, als der Hof voll war mit Menschen, die ich fast alle kannte. Bede war gekommen und hatte seine beiden Freunde Edmund und Joshua mitgebracht, Sherif war da, ebenfalls mit seinen zwei Kumpels Ernest und Due, Fatima sollte ich noch kennenlernen (sie ist eine weitere Schwester von mir), Onkel Abukari, Salim und alle die hier sonst jeden Tag rumlaufen. Es war so toll! Es gab verschiedene "Stationen", an denen z.B. Mais geröstet oder Zubulubu abgefüllt wurde und alle saßen ganz entspannt zusammen. Das Beste: Fati war immernoch da. Die Hochzeit war also noch nicht gestartet und ich hätte es auch schade gefunden, den Anfang verpasst zu haben.

Erst am nächsten Morgen war Fati in ihrem Elternhaus verschwunden und unser ganzer Hof stand voll mit Herden, Tischen und Frauen. Es war irgendwie aufregend, denn das hatte ich nicht erwartet. Mir wurde zwar erzählt, dass unser Haus die Gäste mit Essen versorgen wird, aber so hieß es auch, wenn die Nachbarn Beerdigung feiern und ihre Gäste zu uns essen kamen. Das waren dann meistens um die fünf Personen, die ganz normal von unserem Essen aßen und wieder gingen. Was aber an diesem Tag auf unserem Hof vor sich ging, war von ganz anderen Dimensionen. Alle schnibbelten Gemüse, hackten Hühnchen oder ließen den Reis köcheln und sobald ich das Frühstück beendet hatte, half ich ein wenig mit. Scheinbar erwartete man sehr viele Besucher zur Hochzeit.

Nach einer Zeit, als ich mein Porré fertiggeschnibbelt hatte, wollte ich schon sehr gern zu Fati und sehen was passiert und wie es ihr in ihrem Raum geht. Ich fragte rum, wann wir hingehen würden, weil ich davon überzeugt war, dass die Familie zusammen geht. Jeder, den ich fragte, antwortete jedoch irgendwas ungenaues, wie "Nach dem Essen vielleicht." oder "Ich muss erst kochen, vielleicht danach." Irgendwann sah ich ein, dass die Frauen nunmal zum Essen machen da sind und das eine wichtige Aufgabe an so einem Wochenende ist. Zum Glück kamen kurze Zeit später Sherif und seine Freunde mit Michael, um zu sehen, was bei uns los ist. Due und Ernest wollten mit Michael nach Daboya (ein Ort hier ind er Nähe, ich weiß nicht genau wieso) und abends zurückkommen, um bei Fati auf der Fete zu tanzen. Weil Michael aber schonmal in Daboya war, entschied er sich kurzfristig bei Sherif, Felix und mir zu bleiben und wir gingen endlich zur Fati.

Als wir ankamen, saß sie gerade auf einem Plastikstuhl und wurde von einer Frau hübsch gemacht. Ihr Haare waren bereits zu ganz vielen kleinen Zöpfen geflochten und auch ihre Hand- und Fußinnenflächen waren bereits rot eingefärbt, sodass die rau gerade dabei war die letzten Designs auf Fatis Händen und Füßen zu malen. Designs sind im europäischen Sinn

Hennatattoos und weil die Frau gerade im Endspurt war, als wir reinkamen, bot sie mir an, auch meine Hand zu bemalen. Ich war natürlich begeistert und so fing sie an die kühle Farbe auf meine Haut aufzutragen und ein Blumenmuster daraus zu formen. Um vier Uhr hieß es dann, dass Fati für zwei Stunden den Raum verlassen darf und sich draußen etwas entspannen soll. Auch draußen waren viele Menschen und große Boxen

waren aufgebaut, aus denen die Bässe pumpten, meinen Brustkorb heftig beben ließen. Ich glaube für die Männer war es etwas langweilig, denn auf dem Hof fand man eigentlich nur Frauen und so zog auch Felix irgendwann ab und Michael folgte. Ich saß noch etwas bei Fati und den anderen Frauen, unterhielt mich oder schaute einfach nur dem Treiben auf dem Hof zu - ich fand es interessant. Da ich körperlich mal wieder durch Magenprobleme angeschlagen war, nutzte ich irgendwann gegen fünf Uhr die Chance und ging nach Hause, in der Hoffnung für 2-3 Stunden etwas Schlaf nachzuholen, damit ich abends für die Party fit genug war. Aus der Hoffnung wurde aber nichts, denn es gab so viel zu tun, dass ich ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, hätte ich mich einfach in meinen Raum verzogen, also half ich nochmal mit beim Schnibbeln und fand große Bewunderung für mein Tattoo. Zwei von Babas Tanten waren besonders freundlich und obwohl die beiden kein Wort Englisch verstanden, unterhielten wir uns ganz gut über Hände, Augen und "Aah" und "Ooh". Nach einer Zeit kamen die Jungs aus Daboya zurück und Ernest brachte mich wieder zu Fati, weil ich dachte, dass eine große Party auf mich wartet.

Allerdings hatte sich wenig verändert, außer, dass es dunkel geworden war und nun mehrere Menschen mit Plastikstühlen vor den Boxen saßen, aber nur die kleinen Kinder tanzten. Also ging ich erstmal rein, um Fati in ihrem Raum zu besuchen. Der Raum war mit einer Matratze und zwei Plastikstühlen eingerichtet, also nichts Großes und an der Decke drehte sich der Ventilator. Als ich den Raum betrat, lag Fati mit allen ihren Mädels kreuz und quer auf der Matratze und unterhielt sich - es sah echt gut aus, wie ein typischer Mädelsabend in einem Teeniefilm. Ich setzte mich

auf einen Plastikstuhl daneben und eine der Frauen begann einen braunen Teig anzurühren, der etwas wie Schlamm aussah. Sie erklärte mir, dass das das Zeug sei, welchen Fatis Hand- und Fußinnenflächen rot gefärbt hatte und ob ich es auch ausprobieren wollte. Gerne wollte ich, aber sie trug es zunächst auf der falschen Hand auf, also rechts, was wohl wirklich nur bei heiratenden Frauen passieren darf. Also alles nochmal ab und auf die linke Hand. Es sah wirklich nicht schön aus, aber ich fand es interessant, wie wohl eine Weiße mit roter Handinnenfläche aussieht. Leider kam nach ca. 10 Minuten mein Bruder Sherif rein und zog mich raus, um mit Ernest und mir zu einem Freund zu fahren. Ich musste also den Schlamm wieder abwaschen, der eigentlich 45 Minuten hä

tte ein

wirken sollen. Das Ergebnis war ein leichtes Orange, das an den Fingernägeln schon sehr stark ins Rote geht und deshalb eher aussieht als hätte ich schmutzige Finger, statt geheiratet. Naja, somit war auch die groß angekündigte Fete abgesagt, denn insgesamt wäre es bei Fati wohl eher ruhig geblieben und ich fuhr mit Sherif und Ernest zu dem Mann, der mir vor ein paar Wochen eine Tasche verkauft hatte. Er ist also der sehr gute Freund der beiden und so nutzten die Jungs direkt die Chance auf eine kalte Dusche, während ich mit den jeweils Nichtduschenden einen Film sah. Als beide sauber und abgekühlt waren, fuhren wir weiter zum "Damongo Agric College", also Damongos Schule für Landwirtschaft. Dort sollte an diesem Abend eine Art Talentwettbewerb stattfinden und ich freute mich darauf. Als wir ankamen, war schon alles in vollem Gange und die gesamte Halle saß voll mit Schülern, die sich interessiert die Bewerber ansahen, die zu dem Zeitpunkt "High Life" performten. High Life ist ein traditioneller Tanz, der in etwa

so funktioniert, dass man abwechselnd je zweimal mit seinen Füßen "tappt" und sich dabei langsam vorwärts bewegt, dazu werden die Schultern rythmisch bewegt und vielleicht ein bisschen die Arme und das große Highlight ist es, wenn jemand eine Art Kniebeuge macht - man merkt vielleicht, dass mich das nicht unbedingt vom Hocker riss. Aufrgund der gefüllten Halle hatten wir nur noch Platz an den Türen und standen also draußen und schauten durch Fensterschlitze oder die Tür, je nach dem wie Platz war, denn wir ware nicht die einzigen, die keinen Platz mehr bekommen hatten. Als "High Life" beendet war, ging es darum, dass jeder Bewerber sein eigenes persönliches Talent vorstellt. Da gab es Sänger, Tänzer, Schauspieler und Dichter - aber auch da gab es wenige wirklich Begabte - oder ich habe einfach einen

versteckten Sinn nicht ganz verstanden. Jedenfalls kam irgendwann ein Mann auf mich zu und bat an, mir einen Stuhl zu holen. Ich wollte keine Umstände machen und bedankte mich verneinend. Kurze Zeit später standen da aber plötzlich doch zwei leere Stühle in der ersten Reihe direkt neben der amtierenden "Königin" und man wies mich darauf hin, doch bitte Platz zu nehmen. Sherif und Ernest fanden das prima, denn sie jubelten mir stumm von der Tür her zu und zeigten mir ihre Daumen. Ich war etwas peinlich berührt, dass man extra für mich Stühle holen musste, aber wenn sie da schon standen, fand ich es auch unhöflich erneut abzulehnen. Mir wurde Wasser, Malzbier und das Programm gebracht und ich konnte ein paar nette Fotos von den Talenten machen. Nach einer Zeit rief mich Sherif raus, ich glaube er dachte es geht mit meinem Magen bergab, und ich dachte er will nach Hause, also verließ ich die Halle. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass plötzlich ein junger, in weiß gekleideter Mann vor mir stand und mich bat zum MC zukommen. Der MC war wohl der Moderator, der vorne auf der Bühne stand und das war mir dann doch zu viel, also entschuldigte ich mich mit Verweis auf meine Magenprobleme. Der junge Mann war sichtlich enttäuscht und ging zum MC, um ihm die Nachricht zu überbringen, als dieser plötzlich selbst die Bühne verließ und zu mir nach draußen kam. Mir nickte er nur zu und sprach dann mit Sherif, als sei der mein Sekretär, verschwand dann nach ein bisschen hin und her und machte ein unglaublich enttäuschtes Gesicht. Als Sherif mir erklärte, worum es dem MC ging, guckte ich nicht blöd, denn ich sollte einen Platz in der Jury bekommen und mitentscheiden dürfen, wer gewinnt. Ich war froh, dass Sherif das geklärt hatte, denn ich hatte ja nichtmal den Anfang gesehen und laut Programmablauf hatten wir wirklich nicht wenig verpasst. Ich fühlte mich unglaublich geschmeichelt und es war sicher ganz lieb gemeint, aber man merkt auch, dass man hier eher selten Weiße sieht, sonst wäre ich wohl nicht so "königlich" behandelt worden. Um weitere Angebote zu vermeiden, fragte ich Sherif und Ernest, ob wir nach Hause gehen könnten und so machten wir uns wieder auf den Weg - zu dritt auf einem Motorrad, wie schon den ganzen Abend. Zum Glück durfte ich immer in der Mitte sitzen, sonst wäre ich ganz sicher runtergefallen - ich vertraue diesen Dingern einfach nicht. Insgesamt war es aber ein schöner Abend und als ich um Mitternacht zu Hause war, hatte ich fast etwas Angst, dass es vielleicht noch Ärger von Anthony gibt, weil wir eigentlich immer spätestens um 10:00 Uhr zu Hause sein sollen, aber scheinbar war das eine Ausnahme weil Sherif dabei war. Dass ich so spät zu Hause war, bereute ich dann aber spätestens am nächsten Morgen, denn weil Fati mich zu 8 Uhr zu ihrem Elternhaus bestellt hatte, stand ich um 6:30 Uhr auf, um noch Zeit für ein entspanntes Frühstück und eine Dusche zu haben. Kurz bevor ich mit meinen kleinen Brüdern losgehen wollte, kam Yayi auf mich zu und fragte, ob ich nicht das "IPad" (ist eigentlich ein normales Samsung Tablet) mitnehmen könnte, um viele Fotos und Videos zu machen. Natürlich stimmte ich zu und sobal dsich Yayi umgedreht hatte, um das Tablet zu holen, hatte ich zwei Hände auf den Schultern, die mir zu dieser Ehre gratulierten. Es ist nämlich so, dass Yayi und Anthony hier auf dem Hof nunmal das Sagen haben und das Tablet fällt ebenfalls in ihren Besitz. Wenn dir jetzt die Hausherrin höchstpersönlich ihr Eigentum anbietet, auch wenn nur geliehen, ist das schon etwas besonderes. Also machte ich mich frisch gestärkt mit diesem Vertrauen auf den Weg, um Fatis "Outcoming" zu sehen.

Da es glücklicherweise noch nicht begonnen hatte, ging ich erst zu ihr in den Raum und schaute, ob alles in Ordnung war. Da saß sie wieder auf ihrem Stuhl und wurde geschminkt - und sie sah

wundervoll aus. Als sie fertig war, kam erst ein Fotograph und hat alles festgehalten, dann ging sie in den Nebenraum und trat von da aus nach draußen, um mit den Frauen um sie herum zur Musik zu tanzen. Der Tanz der Frauen erinnerte mich sehr an die "High Life"-Tänze der Schüler am Samstagabend, nur waren sie mit mehr Freude und Energie ausgeführt. Nach fünf Minuten ging Fati aber schon wieder in ihrem Raum. Ich

verstand erst nicht ganz wieso und durfte auch den Raum nicht betreten. Als ich reingelassen wurde, sah ich den Grund: Fati wurde nochmal komplett von oben bis unten neu gestylet, sogar neu geschminkt und sah in ihrem Traum in Rosa noch schöner aus, als vorher.

Auch nach Fertigstellung dieses Outfits kam der Fotograph und Fati tanzte mit ganzem Herzen. Wieder ging es in den Raum und wieder wurde das Ou

tfit gewechselt. Das dritte Outfit war meiner Meinung nach wieder ein kleiner Schritt zurück, aber ebenfalls sehr schön und allein, dass Fati so strahlte machte jedes der Outfits noch besser. Allerdings wurde ihr Strahlen mit jeder Stunde weniger und irgendwann fragte ich, ob alles in Ordnung sei.

Sie bejahte, aber erzählte auch, dass ihre Freundinnen ihr nichts zu essen gaben. Am Tag zuvor waren Fremde gekommen, die von einer Hochzeit gehört hatten und hatten den Großteil des Essen aufgegessen. Schon an dem Tag hatte Fati geweint vor Sorge, nicht mehr alle versorgen zu können und jetzt war gerade die Braut diejenige, die nichts bekam. Ich wollte mich gerade auf die Suche machen, ob ich nicht vielleicht doch noch irgendwo eine Packung Reis finden konnte, da kam zum Glück der Fotograph und drückte Fati einen Teller Reis in die Hand. Nach der Präsentation des dritten Kleides wurde Fati wieder eher normal hergerichtet. Die Fake-Wimpern wurden gelöst, die Schminke entfernt, nur die Hände und Füße weisten noch auf die Hochzeit hin.

Dann wurde sie mit einem weißen Schleier behängt und wir starteten eine Art Prozession zum Nachbarhaus. Fati weinte. Es war nämlich so, dass die Verwandten des Bräutigams schon längst hätten da sein sollen. Da sie aber unterwegs eine Autopanne hatten, musste jemand von unserem Haus zu ihnen fahren und mit unserem Auto zu Fati bringen. Das alles hat unendlich viel Zeit gekostet und zum Schluss saßen wir im Wohnzimmer der Nachbar, nur Fati, ihre beste Freundin, die zwei Tanten, ich und zwei Frauen aus dem Haus und warteten. Wieso wir nicht in Fatis Elternhaus bleiben konnten weiß ich nicht, aber vielleicht ist sie durch den Schritt durch die Tür nun offiziell ausgezogen und kann nicht mehr dableiben. Jedenfalls löste sich sogar unsere kleine Runde noch weiter auf und irgendwann waren die Tanten, Fati und ich allein. Fati hatte sich zum Glück beruhigt und als sie meinte, die Tanten würden jetzt wieder zu Anthonys Haus aufbrechen und ich könne ruhig mitgehen, nahm ich Abschied und ging. Mir fiel der Abschied von Fati mehr als schwer, aber sie blieb auf dem Sofas sitzen, statt aufzustehen und mich zu umarmen und vielleicht war das auch besser so, denn sonst wären schon wieder Tränen geflossen, da bin ich mir sicher. Als wir zu Hause ankamen, waren zum Glück endlich die Verwandten von Baba da und sie waren gerade dabei zu Fati aufzubrechen. Zusammenfassend war das Wochenende so unglaublich, dass es ganz schnell verging und ich mir kaum erholt vorkam, als die Arbeit Montag wieder begann. Aber da die Arbeit nicht die körperlich schwerste ist und ich das Wochenende ja genossen habe, bin ich ganz zufrieden und es hat sich wirklich gelohnt, mal eine afrikanische, muslimische Hochzeit mit anzusehen.

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