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Silvester


Normalerweise ist es Tradition, dass die Familie an Weihnachten den Mole Nationalpark besucht, meistens am 2. Weihnachtstag. Das wäre Samstag gewesen. Ramona und Louisa (die Freiwilligen aus Kumasi) hatten sich für Silvester angemeldet und wollten am Sonntag kommen und eine ihrer obersten Prioritäten war natürlich auch der Nationalpark. Deshalb beschlossen wir den Weihnachtsausflug zu verschieben und damit auf die Mädels zu warten und gemeinsam zu fahren. So weit, so gut. Der Haken daran war, dass der Bulli unter der Woche als Brottransporter dient und eig keine Zeit hat, uns den ganzen Tag nach Mole zu begleiten. Bevor dieses Problem aber auf die Gemüter schlagen konnte, hatte unser Gastbruder Sherif eine Idee, wie man das vereinen könnte. Weil er zu dem Zeitpunkt der Älteste im Haus war (nach unseren Gasteltern), und deshalb alle auf ihn hören mussten, war der Plan auch schnell durchgesetzt, der vorsah, dass alle Geschwister am Samstag eine Extraschicht in der "Brotfabrik" schieben müssen, damit der Bulli schon montags alle Bestellungen verteilen und somit dienstags zur Verfügung stehen kann. In der Brotfabrik zu helfen, ist eigentlich immer ganz lustig und ich sollte viel häufiger dort vorbeischauen, denn sie liegt im Haus unseres Gastopas zwei Häuser weiter und wird von unserer Mutter geleitet. Die Frauen und Männer, die dort mithelfen, können nicht immer Englisch aber sind alle super drauf und texten mich manchmal so lange auf Gonja zu, bis ich lachen muss oder es mit der (fast immer passenden) Antwort "auo" versuche. Spätestens dann ist der ganze Raum am lachen und freut sich, dass ich mich am Gonja versuche. So auch an diesem Samstag vor Silvester. Es lief Musik im HIntergrund und innerhalb von drei Stunden haben wir die sechs ausstehenden Kisten Brot zurechtgerollt. Das Backen geschah am Sonntag im Lehmofen und so konnte montags tatsächlich alles abgewickelt werden und als Louisa und Ramona kamen, war kein Stress mehr zu spüren (hoffe ich). Der Dienstag war dann sehr cool. Alle Geschwister kamen mit und einige Freunde waren auch noch dabei, sodass der Bulli mehr als gefüllt war. Auch eine ehemalige Freiwillige, die mit ihrem Freund auf der Durchreise war, begleitete uns. Drinnen teilten wir uns zunächst in zwei Gruppen, die Safarigruppe und die Gruppe, die am Pool liegen wollte, wohin die Safarigruppe aber noch nachkommen würde. Louisa, Ramona, Adams, Maxwell und ich entschieden uns für die Jeepsafari. Das bedeutet, man fährt mit einem Jeep durch den Busch, solange bis der Guide ein Tier entdeckt, dann steigt man aus und folgt dem Tier, um es genauer betrachten zu können oder ein paar schöne Fotos zu machen. Der Nationalpark beheimatet an die 100 Tierarten, zu denen Reptilien, Amphibien, einige Affenarten und eben auch Elefanten gehören. Daneben auch eine große Auswahl an Raubtieren, die aber leider nur selten in Erscheinung treten. Zu gerne würde ich einen Löwen sehen. Dafür aber so viele Antilopen- und Vogelarten, dass man sie gefühlt kaum zählen kann. Tatsächlich hatten wir Glück und hielten an einem Wasserloch, an dem gerade eine Elefantenherde ihr Bad beendete. Als wir ankamen, zog sie gerade weiter durch den Busch und wir folgten und ließen das Krokodil am Seeufer völlig außer Acht. Wir kamen so nah an die Elefanten heran, wie ich noch nie an welchen dran war, auch wenn es auf den Fotos anders aussieht. Ich für meinen Teil war begeistert von dem Anblick, der sich uns bot und ein bisschen aufgeregt einem wilden Tier gegenüberzustehen, das bei einer Panikattacke auch gefährlich hätte werden können. Das war auf jeden Fall das Highlight der Tour und so kamen wir freudestrahlend und mit einer Kamera voller schöner Fotos zu den anderen zurück und genossen die letzten Sonnenstrahlen und den Sonnenuntergang vom Pool aus mit einer fantastischen Übersicht über das Tierreservat. Die Tage vergingen und plötzlich stand das neue Jahr auf der Matte. Wie schon an Weihnachten, stand auch hier eine Messe im Abendprogramm, dessen Ende mit einem Feuerwerk gefeiert wurde. Zurück im Haus gab es leckere Suppe und danach fuhren wir vier Freiwilligen mit unseren (Louisa und Ramona wurden von Anfang an in der Familie integriert und als weitere Schwestern aufgenommen) Brüdern/Cousins Adams, Salassi, Yussif und Sherif zum Flemish, um das neue Jahr gebührend zu feiern. Das hatte allerdings geschlossen. Also wurde kurzer Hand umdisponiert, die Autos auf der Fläche vor der Bar geparkt und das Bier, das (zufällig?) in einem der Kofferräume gelagert war, ausgepackt. Noch schnell zwei Stühle von der Veranda des Flemish' nehmen und dazustellen und fertig war die perfekte Kofferraumparty, die dank Salassis Anlage durch Musik mit bestem Bass untermauert wurde. So tanzten wir bis circa 4:00 Uhr einfach in der Gegend herum und vor allem wir Freiwilligen taten unser Bestes, um vom "Meister" Sherif ein paar coole Tanzbewegungen zu lernen - ich eher ohne Erfolg, aber mit großem Spaß. Wie schon an Weihnachten, war es so lustig mit den Geschwistern, dass ich ihnen am liebsten gar nicht mehr "Bye bye" gesagt hätte und bin mal wieder froh, hier in Ghana zu sein, auch wenn mir das Feuerwerk vor der Kirche an Silvester deutlich schwerer fiel, als die gesamte Weihnachtszeit. Vermutlich, weil in diesem Moment der Unterschied zu der Fete in Deutschland nicht so groß ist und ich schon sehr daran denken musste, was bei meinen Freunden gerade so passiert. Aber ich hatte hier ja auch alle Lieben um mich, die mich super abgelenkt haben und es zu einem neuen superschönen Erlebnis haben werden lassen.

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