Besuch aus Deutschland
- Svenja Polinski
- 17. Juni 2016
- 3 Min. Lesezeit


Am 09. Februar war es so weit und ich durfte meinen ersten Besucher vom Flughafen abholen. Nach anderthalb Stunden des Wartens und unzähligen Theorien, was wohl schief gegangen ist, konnte ich meinen Freund endlich wieder in die Arme schließen. Weil es schon spät war, sind wir direkt ins Bett gegangen und haben erstmal auch den folgenden Tag in Ghanas Hauptstadt verbracht. Wir lagen am Strand, haben mit den Wellen gekämpft und sind sogar auf Pferden am Strand entlang geritten. Was sich extrem kitschig anhört, kam eigentlich nur, weil uns die Guides erzählt haben, dass es kein Problem sei, kurz auf den Pferden zu sitzen (ohne zu bezahlen), sich dann aber mit Steffen auf dem Pferd einfach in Bewegung gesetzt haben und ich dann natürlich schnell hinterher wollte. Im Endeffekt hat uns das Ganze doch ein paar Cedis gekostet, die vermieden hätten werden können, aber lustig war es und der Strand Accras war eine schöne Kulisse. Am nächsten Tag sind wir aufgebrochen nach Kumasi, haben unsere Tour endlich begonnen. Wir haben einen Zwischenstopp bei Louisa gemacht und sie dort in der Schule besucht, waren im Rattray Park, Pizza essen und auf dem Central Market. Dieser ist der größte Markt Westafrikas und man fühlt sich unglaublich klein. Dort laufen so unendlich viele Menschen rum, drängeln, schubsen und ziehen an deinen Armen, dass man erstmal klar kommen muss und ich bin immernoch jedes Mal heilfroh, dass Louisa dabei ist und ich mich nicht verlaufe. Im Laufe des Urlaubs waren wir gefühlt jeden Tag an einem anderen Ort - wir waren bei den Wasserfällen in Kintampo, auf Safari im Mole Nationalpark und auch bei den Nilpferden in Wa, während wir die letzten Tage an der Küste in einem holländischen Resort verbracht haben. Dort haben wir die Nächte in Lehmhütten mit Strohdächern verbracht und konnten beim Einschlafen das Meer rauschen hören – wunderschön! Sowieso war dieses Resort ein reinstes Paradies. Der Strand ist von Palmen gesäumt wie im Reisekatalog, es gibt frische Kokosnüsse und lecker Cocktails oder andere Getränke für einen gemütlichen Abend. Die Bedienung war sogar so nett und hat mir eine warme Milch mit Honig gemacht, was hier völlig fremd ist. Sie hat ihr Bestes gegeben und es hat wirklich toll geschmeckt mit diesem würzigen ghanaischen Honig. Ganz nah am Resort ist auch das Cape Coast Castle. Dieses diente zu Kolonialzeiten als Sklavensammelplatz der Briten, kurz bevor sie nach Südamerika verschifft wurden und als ehemalige GeschichtsLK’ler mussten wir uns das natürlich ansehen. Tatsächlich war es sehr interessant und vor allem die „Door of Return“ hat mich beeindruckt. Zu Sklavenzeiten gab es die „Door of no Return“, durch die die Sklaven aus der Burg getrieben wurden, um in die Schiffe zu steigen. Vor einigen Jahren wurde aber nun diese „Door of Return“ auf der Rückseite der „Door of no Return“ eingerichtet, die sinnbildlich für die offenen Arme steht, mit denen Ghana die Vertriebenen empfangen will. Der letzte Tag hat uns zurück nach Accra geführt, wo wir den Independence Square besucht und noch ein bisschen Zeit in der Stadt verbracht haben. Auf der Suche nach einem gemütlichen Abschiedsessen ist es leider bei einem schnellen Reis geblieben, bevor uns das Taxi zum Flughafen gebracht hat und mir klar geworden ist, wie schnell diese zwei Wochen vorbei gegangen sind und wie lang sich wohl die nächsten fünf Monate anfühlen würden, bis ich ihn in Deutschland wiedersehe. Das war mein erster Besuch und es hat mir vor Augen geführt, dass es Deutschland schon noch gibt. Ich war hier in meiner Welt in Ghana beschäftigt und habe natürlich meine Freunde und Verwandten vermisst, aber nie war jemand aus meinem Leben in Deutschland Teil meines Lebens in Ghana. Der Steffens Besuch hat meine Vorfreude auf den Besuch meiner Familie gesteigert und mir gleichzeitig etwas Angst gemacht, weil das Gefühl nach dem Abschied wirklich nicht schön ist. Aber es gibt ja zum Glück bald ein Wiedersehen.






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