Die Reise nach Damongo
- Svenja Polinski
- 30. Aug. 2015
- 4 Min. Lesezeit
Über den Weg von Fr. Justice nach Damongo ließe sich ein ganzes Buch schreiben, so viel Durcheinander gab es immer wieder, doch ich versuche mal, es verständlich zusammenzufassen. Der ursprüngliche Plan war, dass Fr. Justice uns Freitag mittag zum "St. Theresa's Parish" bringt, wo Louisa ihre Stelle hat und Ramona momentan noch mit ihr lebt. Von dort sollten wir den Bus Samstag morgens um 4:00 Uhr Richtung Tamale nehmen und dann von Anthony abgeholt und nach Damongo gebracht werden. Anthony wollte uns kurzfristig aber gern schon Freitag abend da haben, also entschieden wir uns für den Bus am Freitag um 16:00 Uhr. Da Fr. Justice' Bekannte dafür keine Karten mehr bekam, kaufte sieKarten für den 21:00 Uhr Bus. Als wir also im St. Theresa's ankamen, fuhren wir mit Louisa, Ramona und ihrem Priester Fr. sylvester zu einem Vodafone-Laden, um Sim-Karten zu besorgen. Felix und ich waren da schon sehr müde und wollten eigentlich gern ins Bett, doch der Father meinte es wäre gut, wenn wir mitkommen. Auf dem Rückweg fing erst mein Magen, dann auch der von Felix an, weh zu tun. Mir wurde richtig übel und sobald wir das Haus erreichten, rannten wir beide zur Toilette - zum Glück gab es zwei. Ich war zunächst fest davon übverzeugt, dass wir trotzdem reisen können, im Bus würden wir schon Ruhe finden, aber das sah Fr. Sylvester ganz anders und fuhr mit uns zum Busbahnhof und gab die Tickets nach langem zurück. wieso wir da dabei sein sollten, bleibt mir bis heute unklar, denn es war die reinste Qual. Ich hatte immmernoch kein Bett gesehen und der Zustand meines Magens wurde nicht besser. Nach kurzem Zwischenstopp im "St. Theresa's", rief der Father ein paar Doktoren an, die uns helfen sollten, aber scheinbar war keiner verfügbar. Also setzte er uns auf Gutglück ins Auto und fuhr zu einer Apotheke. Als wir davor standen, merkte er, dass wir kein Rezept hatten, also mussten wir erstmal zum Krankenhaus und uns eines besorgen. Dort musste ich nochmal kurzfristig zur Toilette und war etwas überrascht. Denn auch hier funktionierte die Spülung nicht regelmäßig und ich fand keinen Lichtschalter. Also Augen zu und durch. Das Krankenhaus beherbergte in dieser Nacht zwar auch keinen Arzt, aber eine Krankenschwester saß an der Rezeption, die uns nach unserem Alter fragte und Blutdruck maß, der vollkommen okay war. Als sie mit uns fertig war, fuhren wir zurück zur Apotheke. Die hatte leider geschlossen, also suchten wir eine andere. Unterwegs stieg ein kleiner Mann zu, der uns zum Glück schnell zu einer geöffneten Apotheke bringen konnte. Dort holte Fr. Sylvester die Medikamente, erklärte uns, was wozu gut ist und schickte uns ins Bett - endlich. Am nächsten Morgen ging es Felix schon viel besser, mir nicht so. Sobald ich etwas aß, fing mein Magen wieder an zu grummeln, also reduzierte ich das Essen ganz unbewusst. Wir wollten den nächstmöglichen Bus nutzen und endlich nach Damongo. Doch auch daraus wurde nichts, denn Fr. Sylvester merkte schnell, dass ich noch nicht fit war. Zum Abend hin wurde es aber besser und wir trauten uns, den Bus für den nächsten Morgen um 4:00 Uhr zu nehmen. Eine andere Fahrt wäre auch nicht möglich gewesen, da unser Gastvater am Tag darauf einen Termin in Accra hatte und uns deshalb nur noch Sonntag abholen konnte. Sonst hätten wir erneut drei bis vier Tage warten müssen.
Die Karten für unsere Bus konnte man allerdings nicht im Vorraus kaufen, also sollten wir um 3:00 Uhr mit dem Taxi zum Busbahnhof fahren und dort das Ticket



direkt kaufen. Wir standen um halb 3 auf, doch um 3:15 Uhr war immernoch kein Taxi in Sicht. Fünf Minuten später kam zum Glück Fr. Sylvester, um nach dem Rechten zu sehen und brachte uns selbst hin. Wir beeilten uns mit dem Gepäck, weil wir dachten der Bus fahre um 4:00 Uhr, doch um die Zeit öffnete gerade der Ticketschalter. Also kauften wir unser Ticket und warteten. Und warteten. Und warteten. Nach etwa anderthalb Stunden musste man noch Tickets für das Gepäck kaufen, dann durften wir einsteigen und der Bus startete seine Reise nach Tamale um ca. 6:00 Uhr. Mein Magen verkraftete das alles erstaunlich gut. Da wir kein Frühstück hatten, weil die Köchin um halb 3 noch nicht im Haus war, aßen wir unterwegs ein paar Brotchips, die ich noch aus Deutschland dabei hatte. Als wir um 13:00 Uhr in Tamale ankamen, sprachen uns direkt zwei junge Männer an, die Söhne von Anthony sind und uns abholen sollten. Sie riefen ihren Vater an, der uns und unser Gepäck mit dem Auto mitnahm und uns ein Mittagessen besorgte. Ich nahm Tomatensuppe, denn ich vertraute meiner Verdauung noch nicht wieder und aß sie, um Zeit zu sparen, im Auto auf dem Weg nach Damongo. Wir fuhren vorbei an wunderschönen traditionellen Dörfern, wie man sie sich vorstellt. Sie bestanden aus runden Lehmhütten mit Strohdächern, zu kleinen Kreisen zusammengestellt. Wir sahen viele Ziegen, Hühner, Hunde und Gnus, aber keine wirklich wilden Tiere. Als wir Anthony danach fragten, erklärte er, dass die wilden Tiere, wie Elefanten und Giraffen nur noch im Nationalpark leben, da sie umgebracht würden, würden sie in freier Wildbahn zu nah an eine Siedlung kommen. Nach zwei Stunden kamen wir in Damongo an und fuhren zunächst zu einem Priester namens Fr. Cornelius, der uns herzlich willkommen hieß. Danach gingen wir ein Gebäude weiter, wo Fr. Augustine gerade Kopien für Anthony erstellt hatte. Auch er begrüßte uns sehr herzlich. Wir fuhren noch vorbei am Kids Club, unserer zukünftigen Arbeitsstelle und durch das Dorf zum Wohnhaus der Anyokas und waren froh, endlich da zu sein, wo wir ein Jahr leben wollten.
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